Eine sehr persönliche Geschichte

 

Wie es dazu kam, schreibe ich in meinem Buch "Zurück zum Leben":

  

8. Oktober 2016

Ein bleibendes Zeichen

 

Schon länger ist in mir die Sehnsucht nach einem «rite de passage».[1] So wie ich es vor einigen Jahren getan habe, als mir klar wurde, dass ich für meine Mutter im falschen Geschlecht geboren worden bin. Ich habe mir als Ausdruck meiner Versöhnung mit dieser Geschichte und als Bejahung meiner Männlichkeit einen Bart wachsen lassen, der mir gut steht. Dieser Schritt geschah noch vor der Zeit, als viele Männer begannen, sich Bärte wachsen zu lassen. Diese Modebewegung ist keineswegs zufällig. Wir Männer müssen unser Rollenbild neu definieren. Die Frauen sind uns in ihrer neuen Definierung vorangegangen.

 

Doch was kann denn ein sichtbarer und bleibender Ausdruck meiner Veränderung nach allen Prozessen der letzten Monate sein?

 

Mir kommt nur etwas in den Sinn. Es ist eine Tätowierung. Die ist tatsächlich bleibend. Doch kann ich das in meinem Alter und dazu noch als Pfarrer verantworten? Was denken dann die Leute? Darf man das als Christ überhaupt? Es gibt doch ein Tattoo-Verbot in Leviticus 19.

 

Ich befasse mich eingehender damit. Worum geht es eigentlich in dieser Bibelstelle? Was ist der Kontext?

 

 «Ihr sollt euch keine Einschnitte machen an eurem Leib eines Toten wegen, und ihr sollt euch keine Zeichen einritzen. Ich bin der HERR» (3. Mose 19,28).

 

Tätowierungen waren in der damaligen heidnischen Umgebung des Volkes Israel ein Ausdruck tiefer Trauer. Man legte sich in Sack und Asche und ließ sich tiefe und blutige Einschnitte machen.

 

Tattoos in unserem Kulturbereich haben eine andere Geschichte. Seemänner und Gefangene wurden unfreiwillig tätowiert oder ließen sich als Ausdruck ihrer Andersartigkeit tätowieren. Heute sind Tattoos eine Modebewegung und manchmal mit einer für mich gruseligen Szene verbunden. Die Schaufenster der Studios zeigen Motive, die ich ästhetisch und inhaltlich ablehne.

 

Wenn ja, dann müsste es etwas sein, was zu meiner Lebensgeschichte und meinem Glauben passt. Ich möchte mich auch nicht von jemandem stechen lassen, der alles macht. Und es müsste eine Person sein, die auch ein bekennender Christ ist.

   

Ich recherchiere nach Motiven und nach einer Person. Bald stoße ich auf das Symbol «Alpha und Omega», den ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets. Es ist biblisch solide verankert und in der urchristlichen und späteren christlichen Ikonografie häufig verbreitet.

 

«Christus spricht: Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Wer zu mir kommt, dem gebe ich das Wasser des Lebens umsonst.» So steht es im letzten Kapitel der Bibel.[2]

 

Ich möchte dieses Zeichen mit einer Botschaft aus dem ersten Teil der Bibel ergänzen und frage mich: Gibt es eine hebräische Kalligrafie?

 

Auch da recherchiere ich und finde «Hebrew Tattoos». Es handelt sich um eine Initiative von jungen jüdischen Künstlern. Sie gestalten Tattoos auf einem hohen Niveau in Bezug auf die Lebensgeschichte ihrer Kundschaft. Das spricht mich sehr an, aber ich lasse mir für den Inhalt noch Zeit und widme mich der anderen Frage: Wer soll mich tätowieren? Google sei Dank finde ich die Lebensgeschichte und das Angebot von Dan Tschanz, einem passionierten Tätowierer und Christ.

 

Eine wichtige Frage für mich ist: Was sagt meine Frau dazu? Für sie ist meine Idee sehr gewöhnungsbedürftig. Sie meint nach dem ersten Schock: Du machst dich doch immer wieder lustig über tätowierte Leute und ihre Motive. Wenn du das willst, dann stehe dir nicht im Weg. Aber geh das sorgfältig an. Ich möchte nicht, dass Tätowierungen bei dir zu einer Sucht werden, mit der du nicht mehr aufhören kannst.

  

[1] Eine Handlung, in der der Übergang von der bisherigen Lebensphase in eine neue begangen wird.

 [2] Offenbarung 22,13

 

Das zweite persönliche hebräische Tattoos ist das Wort "Baruch - gesegnet - auf meinem rechten Oberarm (erscheint auch als Signet jeweils links oben auf meiner Homepage)

 

Mehr zu Dan Tschanz

Dan Tschanz – Passionierter Tätowierer und Christ (erf-medien.ch)

https://reformiert.info/de/portraet/der-taetowierer-mit-dem-glaubensarm_0-17002.html