
Was ist von Daniele Ganser zu halten?
Bild: Aquarell Attacke zum Krieg von Danylo Movchan. Wir sehen als vierten Beteiligten am russischen Krieg gegen die Ukraine auch das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche, Kirill, der mit Putin zusammenarbeitete, als dieser Offizier des KGB war, und heute den Krieg rechtfertigt und damit Mitglieder seiner eigenen Kirche in der Ukraine töten lässt.
Einer der wichtigsten politischer Influencer im deutschsprachiger Raum, der sich selbst als «Friedensforscher bezeichnet», ist Daniele Ganser. Er studierte an der Universität Basel Geschichte. Seine Doktorarbeit wurde aber abgelehnt. Er stellt die Flugzeugangriffe von 9/11 auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washingthon infrage und hält bis heute daran fest, es könnte das CIA gewesen sein.
Daniele Ganser spielt eine grosse Rolle im Streit um die Beurteilung des Corona-Virus und den Massnahmen unserer Regierungen, aber auch im Blick auf die Rolle der USA als Grossmacht, einer geheimen Weltregierung, die uns ins Verderben führt und beim Krieg in der Ukraine. Wir sollten deshalb wachsam sein und die allgemeinen Darstellungen unserer Regierungen und der üblischen Medien überprüfen. Es könnte eine "andere Seite" geben, die uns verschwiegen wird, aber den Tatsachen entspricht. Die Bücher und Videoreferate finden grosse Verbreitung "alternative Sichtweisen" suchen, von Ganser sind besonders besonders verbreitet bei denen, die "alternative Ansichten" suchen, die offen sind für "alternative Sichtweisen",
sind Seine Bücher und Vorträge sind sehr begehrt und üben eine grosse Anziehungskraft auf Menschen aus, die "alternative Ansichten", sogenannte "Verschwörungstheorien", für möglich halten. Ganser lehnt für sich eine diese Bezeichnung kategorisch ab und sagt seinen Lesern und Zuhörern immer wieder, er würde nur einige Fragen stellen. Die Leute sollten sich selbst ihr Urteil bilden und ihre Meinungsfreiheit nehmen lassen. Unsere Medien würden uns einseitig informieren und gewisse Dinge verschweigen. Wir sollten deshalb nach der möglichen "andere Seite" suchen, die den Tatsachen entspricht. Seine Fragen und andere Deutungen erscheinen vielen als sehr plausibel.
Hinweise auf Daniele Ganser im persönlichen Umfeld
«Hast du mal einen Vortrag von Ganser auf YouTube gesehen? Man muss nicht alles glauben, … aber ich wurde von klein auf gelehrt, bei einem Konflikt immer beide Seiten anzuhören bzw. beide Perspektiven zur Kenntnis zu nehmen. Und sich nicht zu schnell einzumischen. ‘Prüfet alles, das Gute behaltet.’ Leider ist das immer weniger möglich, sogar in ‚freien‘ Ländern wie der Schweiz. Egal ob Coronapolitik, Klimapolitik, Ukrainekrieg … der Verstand wird immer mehr ausgeschaltet, zum Schaden für die Ärmsten der Welt. Propaganda gibt es in jedem Krieg - auf beiden Seiten. Und täglich sterben weiter unnötig vor allem junge Menschen auf beiden Seiten, angeblich für die Freiheit. Und machen damit Frieden und Versöhnung immer noch schwieriger.»
«Daniele Ganser wie auch Roger Köppel haben den Mut zur Wahrheit. Nichts könnte mich vom Gegenteil überzeugen. Rein gar nichts!!!»
Meine Beziehung zur Ukraine
Für die Ansichten von Daniele Ganser bin ich besonders sensibilsiert, da ich mich seit einigen Jahren besonders für die Ukraine engagiere. Wie kam es eigentlich zu dieser Beziehung? Ich wollte das Land schon länger entdecken – damals noch in der Zeit, als es für die meisten Leute im Wesen die Ukraine ein grosser leerer Flecke auf der Landkarte war. 2017 besuchte ich dann das erste Mal Lwiw, und kam mit sehr reichen Eindrücken zurück. Seitdem lässt mich das Thema nicht mehr los. Das Land ist unterdessen für uns alle wichtig geworden.
Für mich ist es es eine besondere Erfahrung, die ich Gott zuschreibe. Ich wollte mir eine neuartig gestaltete Ikone kaufen. Im Internet fand ich eine entsprechende Adresse. Am zweiten Tag unserer Reise besuchte ich gemeinsam mit meiner Frau die Galerie «IconArt» in der Lemberger Altstadt. Sofort wusste ich, welche Ikone zu mir gehört. Es war die Szene der Fußwaschung Jesu. Genau das hatte ich in der Nacht geträumt, bevor ich entscheiden musste, ob ich mich wegen meiner depressiven Episode fachärztlich behandeln lassen möchte. Mir kam damals im Traum ein Mann entgegen, der mir die Füße waschen wollte. Für mich war es Jesus und die Botschaft: Lass die Behandlung zu.
In Lemberg sah ich auch eine kleine Ausstellung mit Fotos von Kriegsopfern des damaligen Konfliktes im Donbas, die mir die furchtbare Wahrheit über den Krieg zeigten:
https://Www.max-Hartmann.ch/2022/04/02/lemberg-Im-Fr%c3%bchling-2017-Ein-Land-Im-Kriegszustand/
Es gibt noch eine weitere Geschichte, die meine Beziehung prägt. Kurz nach dem Einmarsch der russischen Armee am 24. Februar 2022 las ich die englischsprachige Übersetzung des Buches «The Universe behind the barbed Wire» des sowjet-ukrainsichen Dissidenten Myroslaw Marynowytsch. Seine Memoiren über sein Engagement für die Menschenrechte und seine Zeit im Straflager für «besonders Gefährliche» bewegten mich so sehr, dass ich ihm ein Feedback schrieb und anregte, es sollte eine deutschsprachige Übersetzung geben. Myroslaw dankte für meine Worte und schrieb, dass jemand es übersetzt hätte, aber diese Version bearbeitet werden müsste, damit ein Verlag sie übernimmt. Das tat ich schließlich und inzwischen kenne ich Myroslaw Marynowytsch und seine Frau auch persönlich. Unterdessen gibt es auch mein Buch «Ein Schrei der Verzweiflung – die Aquarelle von Danylo Movchan über den Krieg von Russland in der Ukraine». Dazu reiste ich drei Wochen in die Ukraine.
Christliche Ethik im Umgang mit anderen Meinungen
Als Christinnen und Christen sollten wir uns nicht nur in der eigenen «Blase» bewegen, sondern auch mit den Themen auseinandersetzen, die in unserer Gesellschaft gerade aktuell sind. Paulus rät uns in der Bibel: «Prüfet alles, das Gute behaltet.» Paulus schreibt auch von einer besonderen Geistesgabe bei der Beurteilung von Lehren, die in unserer Gesellschaft oder in christlichen Kreisen verbreiter sind: «Dem einen von uns nämlich wird durch den Geist die Weisheitsrede gegeben, dem anderen aber die Erkenntnisrede gemäß demselben Geist; … , wieder einem anderen prophetische Rede und noch einem anderen die Unterscheidung der Geister. … Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist, der jedem auf besondere Weise zuteilt, wie er es will.»
Tatsächlich benötigen wir diesen «Geist der Weisheit und Unterscheidung» heute besonders. Mein Beitrag möchte dazu eine Hilfe sein.
Die zwei Seiten meiner ersten Eindrücke
In den Referaten von Daniele Ganser und Interviews mit ihm, die im Internet leicht zu finden sind, kommt mir eine Person entgegen, die bei mir zwiespältige Eindrücke hinterlässt:
Positiv
- Er sieht gut aus, ist sehr eloquent formuliert geschickt.
- Er zeigt sich sehr engagiert, hat eine klare Message und Mission.
- Vieles leuchtet bei seinen Zuhörern mindestens auf den ersten Blick ein.
- Als Referent zieht sehr viele an, spricht ihnen aus dem Herzen.
- Er stellt geschickte Fragen und gibt den Leuten die Möglichkeit, mit roten Karten zu antworten, wo sie seiner Meinung sind, dass die allgemein verbreiteten Antworten nicht richtig sind.
- Er bietet eine Alternative zum sogenannten «Mainstream» und lässt sich davon trotz Ablehnung nicht unterdrücken.
Negativ
- Manipuliert er?
- Stimmt tatsächlich das, was er uns sagt? Wie kann ich es selbst beurteilen?
- Was sagt er uns nicht, müsste er uns aber auch sagen?
- Ich erlebe seine Einschätzungen als ein bestimmter Mix zwischen Wahrheiten, Halbwahrheiten, Falschaussagen und Umdrehungen der Tatsachen
.
- Bereichert er sich mit seinen Verkäufen und sonnt sich in seinem Erfolg?
- Ist er letztlich ein Teil der russischen Propaganda und den Leuten, die sich bei «RT deutsch» informieren?
- Ist er letztlich ein «Rattenfänger in Hameln», der viele verführt?
Das Interview von Roman Zeller mit Daniele Ganser in «Daily» der «Weltwoche»
Meine Kommentare sind kursiv gedruckt. - Zu einer fairen Auseinandersetzung mit anderen Meinungen gehört die Meinung des anderen auch anzuhören und nicht nur nachzusprechen, was Kritiker sagen und schreiben. Dies möchte in Folgenden versuchen, auch wenn ich mir dabei selbst die Finger verbrennen könnte. Also versuche ich es im Bewusstsein, dass ich mir dabei die Finger verbrennen könnte. Im Unterschied zu Daniele Ganser verteile ich keine «roten Karten», bei mir gibt es aber «rote Lämpchen», die bei mir aufleuchten.
Das Gespräch der «Weltwoche» fand während des zweitägigen Grosskongresses «Vision des Guten und das Manifest der neuen Erde» im Volkshaus Zürich statt. An diesem Anlass traten etwa zwei Dutzend Personen aus der sogenannten Esoterikszene auf. Darüber gab es Angebote wie etwa ein Seminar eines Steffen Lohrer über «Heilung & Transformation & regelmässige Heilmeditation». Er ist Yoga-Lehrer, absolvierte eine Ausbildung in Medialität und Intuition und in «Energie-Medizin». Ein einzelner Event kostete CHF 189.-, den ganzen Kongress konnte man für CHF 777 besuchen (interessante Zahl. Sie lehnt sich an die symbolische biblische Zahl 666 an, die in der Offenbarung des Johannes für den Antichristen steht. Die Zahl 7 steht in der Bibel für die vollkommene Schöpfung Gottes, die Zahl 3 in der christlichen Tradition für das Geheimnis der Dreieinigkeit Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Nehmen die Besucher also an einem Kongress teil, der sie zur Vollkommenheit führt und damit einen göttlichen Anspruch hat?).
Das Umfeld, in dem Daniele Ganser in Zürich spricht, ist eindeutig das Milieu der Esoterik mit ihren zahlreichen Angeboten, die Heilung versprechen. Das Thema des ganzen Kongresses und besonders des «Manifestes der neuen Erde» ist entsprechend gewählt. Es ist eine Anspielung auf die beiden letzten Kapitel der Bibel, Offenbarung 21-22, in der von einer «neuen Erde» die Rede ist, in der es kein Leid, Geschrei und den Tod mehr gibt, ist offensichtlich. In der Vision, die Johannes beschreibt, greift Gott am Ende der Geschichte der Menschheit ein und stellt seine Schöpfung, die wieder so her, wie sie einmal war, bevor sich der Sündenfall ereignete.
Eine vollkommene Welt und ein perfekter menschlicher Zustand sind damit erst am Ende möglich, nicht wie bei den Angeboten an diesem Kongress, in der heute schon eine friedliche Welt möglich ist, wenn wir uns dazu vereinen und dafür arbeiten. Dieses hohe Versprechen können die Angebote der Referenten aber nicht einlösen und werden die Leute früher oder später enttäuschen. Je größer die Versprechen, je kritischer sollten wir sein. Der Glaube an eine höhere Kraft spielt bei den Angeboten eine große Rolle, er ist aber nicht ein christlicher Glaube in einem personalen Sinn, sondern ein Glaube an etwas «Göttliches», das einigen Menschen besonders innewohnt und wir auch haben können.
Wenn Ganser an solchen Kongressen auftritt und sich gleichzeitig als Historiker und Friedensforscher bezeichnet, stellt sich die Frage seines Umfeldes. Weshalb ist er dort zu hören? Was hat ein Referent, der sich selbst als seriös bezeichnet, dort zu suchen?
Am Beginn des Gespräches erwähnt der sehr wollwohlende Journalist der «Weltwoche» die kritischen Medienberichte, die von der «verschwörerischen und dubiosen Veranstaltung» sprachen. Daniele Ganser nimmt es gelassen, da er sich gewohnt ist, dass die Medien ihn ablehnen.
Anschließend geht das Interview sofort und mit einem hohen Tempo mit dem gegenwärtig am meisten diskutierten Thema Krieg in der Ukraine weiter. Ganser erwähnt zunächst die verschiedenen früheren Kriege, in der die USA eine verheerende Rolle spielten. Aus seiner Sicht führten die Großmacht USA nach 1945 am meisten Kriege. Sie bombardierten Vietnam, den Irak, Kambodscha und Serbien). 1953 stürzten sie das Regime im Iran und ersetzten sie durch ein USA-freundliches Regime, ebenso später in Guatemala. Afghanistan, Libyen und Syrien waren weitere Opfer des amerikanischen Imperialismus. Dieses Thema erforschte er besonders.
Im Blick auf den gegenwärtigen Krieg in der Ukraine ist Ganser überzeugt, dass hinter den Protesten auf dem Kyjiwer Maidan die USA steckten, die einen Putsch der angeblich russlandfreundlichen Regierung organisierten. Die Hauptverantwortung des heutigen Krieges sind für ihn die beiden US-Präsidenten Obama und Biden und damit auch für die hundert Leute, die damals von Scharfschützen auf Dächern getötet wurde. Er ist glaubt auch, dass die USA den damaligen Präsidenten der Ukraine gestürzt hat.
Was Ganser nicht erwähnt, ist die Tatsache, dass dieser Präsident sehr bekannt war für seine Korruption und er in einem üppig-kitschigen Palast mit vergoldeten Wasserhähnen lebte, und sein Versprechen an das Volk, das Land in die EU zu führen, im entscheidenden Moment nicht einhielt.
Ist es wahr, dass die USA nach dem Zweiten Weltkrieg am meisten Kriege geführt hat? Oberflächlich erscheint es so und vielleicht war es auch so. Viele dieser Kriege waren aus heutiger Sicht ein Fehler, besonders in Vietnam und im Irak. Mit keinem Wort erwähnt aber Ganser andere Kriege und damit die Kriege, die Russland führte: Etwa die sowjetische Besatzung von Afghanistan, die heutigen Einsätze der russischen Privatarmee «Wagner» (sie heißt entsprechend dem deutschen nationalistisch-antisemitischen Komponisten Richard Wagner, der der Lieblingskomponist von Hitler war) mit das völlig nicht völkerrechtliche brutale Vorgehen Russland auf der Krim, im Donbas, in Libyen und in Mali und weiteren Staaten. Er spricht auch nicht über die Besetzung von Abchasien und Südossetien als Staatsgebiete Georgiens, den Kurzkrieg gegen Georgien, die Zusammenarbeit mit dem islamistischen Iran, die brutalen Bombardierungen in Syrien mit unzähligen Zivilopfern, das Faktum, dass Assad mit russischer Unterstützung an der Macht blieb, dessen Verbrechen, der Lage der Menschenrechte und Medien in Russland, die Flucht vieler Russen nach Beginn des heutigen Krieges ins Ausland, die Morde an Oppositionellen, den Fall Nawalny, der Schließung der Menschenrechtsorganisation Memorial (Einrichtung zur Erforschung und zum Gedenken an die Opfer des Kommunismus) und weitere Dinge. Nichts zu hören ist auch von dem, was nach dem Zweiten Weltkrieg mit Mittel- und Osteuropa geschah, die unter dem Regime der Sowjetunion nach 1945 litten und weshalb diese Staaten nach 1989 in die EU und NATO wollten, um sich Sicherheit zu verschaffen, falls es im Blick auf die unsichere Entwicklung in Russland zu einer erneuten Bedrohung kommen könnte.
Die nächste Frage: «Sie sind auch Friedensforscher. Was war der Auslöser für Ihre Einschätzungen?
Ganser nennt die Kuba-Krise, die fast einen dritten Weltkrieg ausgelöst hätte. Damals stationierte die Sowjetunion Atomraketen. Kennedy reagierte mit einer Kriegserklärung und isolierte die Insel. Die CIA löste diese Krise bewusst aus, weil sie Fidel Castro stürzen wollte, was uns die Lehrbücher verschweigen. Kuba wurde vor Castro von den amerikanischen Grosskonzernen ausgebeutet.
Überraschend tritt Ganser wie ein Linker auf, der den Kapitalismus abschaffen und für sich für eine gerechte und friedliche Welt einsetzt. Weshalb ist er aber heute fast nur in sehr rechten Kreisen so beliebt? Später fügt er dann noch noch hinzu, dass es ein Fehler der Sowjetunion war, die Atomwaffen zu stationieren.
Den heutigen Krieg in der Ukraine bezeichnet Ganser wie Olaf Scholz als Zeitenwende. 30 Jahre lang herrschte nur noch eine einzige Großmacht, USA, und wirr lebten in einer unipolaren Welt. Das Blatt wendet sich nun.
Dies ist unbestritten. Wobei die Wende von uns unbemerkt schon vor dem Krieg begann, mit der zunehmenden Machtentfaltung Chinas unter Xi. Heute wissen wir noch nicht, wer die stärkste Macht in dieser neuen Welt sein wird. Es könnte durchaus China sein, und nicht Russland, da China über eine Wirtschaft, die unglaublich groß und für uns alle unverzichtbar ist.
Die Hauptverantwortung für den heutigen Krieg trägt wie für den Putsch 2014 die USA und die NATO. Eine Ukraine, die von der NATO und EU bestimmt wird, liegt bestimmt nicht im Interesse von Russland und seiner Sicherheit. Damit würde die NATO an die russische Grenze rücken. Die USA nutzen die Ukrainer letztlich bloß für ihre eigenen Zwecke aus. Und das mit der «westlichen Werten» stimmt auch nicht, ist unglaubwürdig.
Ganser nimmt damit die russische Ideologie auf, die Ukrainer wären eigentlich kein eigenes Volk oder sind, wenn schon, ein unfähiges Volk. Da irrt sich Putin. Er rechnete nicht mit dem erbitterten Widerstand der Ukrainer, inklusive der russischen Bevölkerung, die sich mehrheitlich nicht als unterdrückt betrachten und sich solidarisierten. Ein Beispiel ist der eigentlich russischsprachige Autor und Rockmusiker Serhij Zhadan, der eine sehr bewegende Rede heilt nach seiner Ehrung durch den Preis des deutschen Buchhandels in Frankfurt hin.
Ganser verkennt den Willen der Ukrainer, ein Teil des Westens zu werden. Die Proteste am Maidan entstanden aufgrund der Korruption der damaligen Regierung und wegen der Verweigerung ihres Präsidenten, den Vertrag zu Verhandlung mit der EU zu unterschrieben. Kurz davor reiste der ukrainische Präsident nach Moskau, wo ihn Putin stoppte und große Unterstützung versprach.
Die Ukraine als bloße Marionetten der USA und der EU zu bezeichnen, die eine sehr abwertende Haltung gegenüber den dortigen Menschen, die sich ein Leben in Freiheit, Frieden und Würde wünschen.
Unsere westlichen Werte wie Menschenrecht und Freiheit und Demokratie für uns sind ein sehr wertvolles Gut. Gewiss ist der Westen in der Umsetzung seiner Werte nicht immer glaubwürdig. Das kritisieren wir auch selbst. Immerhin bezeichnet Ganser den russischen Krieg auch als Fehler. Aber die Verantwortung gibt er dem Westen, der Russland schon lange provozierte.
Wenn Russland sich zurückziehen muss, kann es dazu kommen, dass ein Atomangriff möglich ist. Die russischsprachige Bevölkerung der Ukraine beurteilt den Krieg anders. Selenskyj ist auch kein Held, er hat sein eigenes Volk im Donbas bombardieren lassen und die Minsker Abkommen nicht eingehalten.
Putin droht immer wieder mit Atomwaffen. Er weiß aber genau, dass dann ein 3. Weltkrieg droht und er auch nicht weiß, wohin sich überall sich Radioaktivität verbreiten und somit auch die eigene Bevölkerung gefährden wird.
Was die russischsprachige Bevölkerung betrifft, zeigt sich am heutigen ukrainischen Präsidenten. Er selbst ist der vielen, die russischsprachig aufgewachsen sind, heute aber ukrainisch spricht. Eine große Mehrheit der russischsprachigen Ukrainer wählte ihn auch zum Präsidenten. Was Russischsprechende in der Ukraine betrifft, sind diese sehr unterschiedlich zusammengesetzt. Ein Teil stammte früher aus Russland. Besonders zur Ausbeutung der Bodenschätze brachte die Sowjetunion viele Russen in die Ukraine, die dort vor allem Vorgesetzte wurden. In diesem Teil gibt es heute einige, die tatsächlich zu Russland gehören möchten und deshalb 2014 die Separatisten im Donbas unterstützten. Sie waren aber auch dort nicht in der Mehrheit. Durch Infiltration und eigene Soldaten, die zunächst als «grüne Männer» ohne Abzeichen erschienen, konnten die Separatisten die Regierungsgebäude und Polizeistationen erobern und danach die beiden international anerkannten Republiken Donezk und Luhansz gründen, die faktisch eigentlich zu Russland gehören. Ein zweiter Teil der Russischsprachigen war früher einmal ukrainischsprechend, doch der Druck in der Sowjetunion, russisch zu sprechen, und die damalige Politik der Russifizierung zwang sie, ihre ursprüngliche Sprache aufzugeben. Ein dritter Teil nutzt heute einen Mix von Ukrainisch und Russisch. Nach der Gründung der Ukraine wurde ukrainisch als Staatssprache erklärt, ohne Rücksicht auf Minderheiten, wie etwa die Russisch-, Rumänisch- oder Ungarischsprechenden. Diese Politik war nicht sehr geschickt. Heute ist sich die Regierung bewusst, dass es Verbesserungen zum Schutz der Minderheiten braucht, was auch eine Bedingung zur Aufnahme in die EU ist.
Der Konflikt im Donbas ist nicht ein Bürgerkrieg, sondern eine sehr bewusste Einnahme des Donbas durchaus, was eine erneute Russifizierung und «Entnazifizierung» der Ukraine bedeutet. «Entnazifizierung» heißt eigentlich, dass die ganze ukranische Bevölkerung ihren Willen zur eigenen Nation aufgeben sollte, und damit auch ihre eigene Sprache und Kultur, die Russland immer wieder unterdrückte und heute wieder pflegt. Besonders die ukrainische Literatur und Kultur blüht heute auf. So wurde etwa in der Sowjetzeit das typische Instrument Bandura verboten. Es kam dann wieder zurück in die Ukraine, durch ukrainische Amerikaner und Kanadier. Ich erlebte dies selbst in einem Kurs für junge Leute, die das Instrument lernen wollten und dabei durch einen Musikprofessor aus New York unterstützt wurden, der selbst ukranischstämmig ist.
Selenskyj versprach vor seiner Wahl, dass er den Konflikt im Donbas beenden wolle, was im allerdings nicht gelang. Nach seiner Wahl gingen aber die Kriegsopfer sehr stark zurück, was die Zahlen der OSZE-Beobachter beweisen. Eine Lösung war nicht möglich, da Russland faktisch eigentlich fordert, dass die beiden Republiken Donezk und Luhansk Teile von Russland werden.
Die Minsker-Abkommen funktionierten leider nie wirklich. Bereits am zweiten Tag nach Abschluss brach sie Russland, was dazu führte, dass die Ukraine weiter wachsam sein musste und weitere Eroberungen vermeiden. Von den Kriegsopfern zwischen 2014-2022 vor dem großen Krieg, etwa 14 000, sind nicht nur Opfer in den beiden Republiken, sondern auch die Opfer in der Ukraine, unter der Zivilbevölkerung und der ukrainischen Armee gezählt. Wer genaue Umfang auf beiden Seiten ist nicht bekannt.
Zu Minsk I und den Bruch des Abkommens schreibt die Wikipedia: «OSZE-Beobachter berichteten von einem „Anstieg der Spannungen“ nach dem Neujahrstag nach Abschluss des Abkommens.. Es wurden zahlreiche Waffenstillstandsverletzungen registriert, die meisten davon in der Nähe des internationalen Flughafens Donezk. In der Oblast Luhansk kam es zu Machtkämpfen zwischen aufständischen Gruppen. Kämpfer der Volksrepublik Lugansk sagten aus, sie hätten Alexander Bednow, pseudonym „Batman“, Anführer der von Russland kontrollierten „Batman-Bataillons“ am 2. Januar 2015 getötet. Bednow habe ein „illegales Gefängnis“ geführt und Gefangene gefoltert.
Nikolai Kozitsyn, Anführer einer in Anthrazit ansässigen militanten Don-Kosaken-Gruppe, sagte, dass das von seiner Gruppe kontrollierte Gebiet, das von der Volksrepublik Lugansk beansprucht wird, Teil des „Russischen Reiches“ geworden sei und dass der russische Präsident Wladimir Putin sein „Kaiser“ wäre. Ein Überlandbus, der an einem Regierungskontrollpunkt in Buhas liegt 35 Kilometer südwestlich der Stadt Donezk entfernt, wurde am 13. Januar von einer Grad-Rakete getroffen, wobei 12 Zivilisten getötet wurden. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko erklärte einen Tag der Staatstrauer. Heftige Kämpfe fanden in der gesamten Konfliktzone, darunter am internationalen Flughafen Donezk und in Debalzewe, statt.»
Zudem schossen die Separatisten mit Unterstützung durch russische Waffen oder das russische Militär selbst ein Flugzeug der Malaysia Air ab, wobei mehr als 250 Menschen starben, die meisten Bürger der Niederlande. Russland streitet es bis heute ab, aber lange Nachforschungen, auch mithilfe von Satellitenbildern, zeigten eindeutig, dass der Abschuss nicht von ukrainischer Seite sein konnte.
Nach Minsk II kam es wieder zu Verletzungen, zuerst von regierungsfeindlichen Truppen, dann auch von ukrainischer Seite. Das wurde von den Beobachtern der OSZE bestätigt (der letzte Teil stammt teilweise aus Wikipedia).
Das alles widerspricht der Sicht von Daniele Ganser. Er verschweigt wohl sehr bewusst gewisse Tatsachen oder verdreht die Wahrheit zur Unterstützung von Russland. Ganz allgemein verbreitet er einfach kritiklos die russische Version der ganzen Geschichte, inklusive des Antiamerikanismus.
Wie soll die Zukunft aussehen? Es muss verhandelt werden und die Ukraine neutral bleiben.
Dass dieser Krieg mit Verhandlungen enden muss, bestreitet niemand. Es muss aber ein Kompromiss gefunden werden, der beidseitig akzeptabel ist. Tatsache ist, dass Russland auch nach drei Jahren sein Ziel nicht erreicht hat. Putins Ziel ist, die bereits eroberten Gebiete in Russland zu integrieren, und dazu auch die ganzen Oblaste Donezk und Luhanzk, aber auch Saporischschja und Cherson. Zudem will der die ukrainische Regierung stürzen und durch eine russlandfreundliche ersetzen. Neutralität würde für die Ukraine bedeuten, dass sie schutzlos dasteht und auch nicht ein Teil von Europa und der EU werden kann. Sie könnte sich also nie wie etwa Polen in eine blühende Nation verwandeln und sich von der eigenen Korruption befreien. Es wäre das Ende des großen europäischen Traumes der Ukraine. Viele würden dann die Ukraine verlassen und es würden sich wie in der Geschichte zuvor, Untergrundgruppen von Freiheitskämpfer bilden, die sich weiter für die Unabhängigkeit einsetzen.
Es gibt genau zwei Punkte, in denen ich mit Daniele Ganser einig bin: Putins Krieg war ein Fehler. Es muss irgendwann wirklich verhandelt werden.
Relinfo zu Daniele Ganser
Auch die reformierte Informationsstelle «Kirchen – Sekten – Religionen» widmet sich in einem Beitrag dem Thema Daniele Ganser. Unter anderem informiert sie, dass Daniele Gansers wissenschaftliche Karriere endete, als er «öffentlich die offizielle Version der Bush-Regierung zu den Terroranschlägen am 11. September 2001 auf das World Trade Center (9/11) in Frage stellte.» Zum seinem Publikum schreibt sie: «In Gansers Publikum lassen sich viele Verschwörungstheoretiker und -theoretikerinnen, sowie Menschen aus dem rechtspopulistischen und links-esoterischen Lager finden.»
Weiter lesen wir: «Kritisiert werden zudem seine verwendeten Quellen. Die in seinen Büchern enthaltenen Aussagen werden teilweise mit ernsthaften Quellen belegt. Oftmals bezieht er sich jedoch auf «Alternativmedien» wie die Zeitschrift «Zeit-Fragen» des früheren VPM oder Bücher aus dem Kopp Verlag, in welchen sich oftmals unterschwelliger Antisemitismus und rechtsextreme Positionen finden lassen.
Ganser selbst ist nie durch rassistische oder antisemitische Äußerungen aufgefallen. Dass er aber kein Problem damit hat, vor entsprechendem Publikum zu sprechen oder bei Veranstaltungen gemeinsam mit Rednern und Rednerinnen aufzutreten, die durch solche Positionen aufgefallen sind, wird ebenfalls von verschiedenen Seiten kritisiert. Ein Beispiel dafür ist sein Vortrag bei der «Anti-Zensur-Koalition» von Ivo Sasek im Juli 2014, wo zuvor mehrere Holocaustleugner aufgetreten waren.»
Fake News erkennen
https://www.max-hartmann.ch/2023/05/25/fake-news-erkennen/
Dokument «Die Wahrheit, die frei macht»
https://www.max-hartmann.ch/2023/06/19/was-ist-wahrheit/
Aquarelle zum Krieg vom Ikonenmaler Danylo Movchan in Lwiw
https://www.max-hartmann.ch/2022/04/05/der-krieg-in-bildern-von-danylo-movchan/
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