Reflexionen des Künstler Danylo Movchan über Ikonen
Die Werke selbst, die gerade in der Galerie Iconart in Lwiw zu sehen sind /2016), sind keine Ikonen, sondern nur Reflexionen über sie, über den Leib Christi, über persönliche Erfahrungen rund um die sakrale Kunst, über das Schicksal eines Menschen. Manchmal entstanden solche Werke als Ergebnis der Entwicklung einer Geschichte, als Skizzen.
„Die Stilistik der Ikone hat mich schon immer zu neuen Ideen inspiriert. Auf dieser Grundlage versuche ich, meine eigenen neuen Kompositionen aufzubauen, in denen ich mit minimalen Mitteln das darstelle, was mir wichtig ist. Seit einiger Zeit sind diese Zeichnungen ein wichtiges Element meines kreativen Prozesses geworden. In ihnen möchte ich etwas über das Aktuelle und das Ewige sagen“, sagt Danylo Movchan.
Die Liebe zu Ikonen hat Danylo von seinem Vater, dem Restaurator und Künstler Yaroslav Movchan, geerbt, dem er schon als Kind bei der Arbeit im Atelier und auf den Baustellen zusah. Zusammen mit seinem Bruder und seiner Mutter machte Danylo oft Urlaub in der Nähe des Ortes, an dem sein Vater arbeitete.
Wir konnten mit dem Künstler über seine Arbeit, die Ausstellung und die Symbolik seiner Werke sprechen.
- Danylo, jede Ikone hat ihre eigenen Symbole. Welche Symbole hast du von der Ikone auf das „Papier“ übertragen?
- Das Kreuz, der blaue Halbkreis - der Himmel, die Dornenkrone, die Wunden Christi. Und die Farben - Rot (die Liebe Gottes, das Feuer des Glaubens und das Blut Christi), Blau (ein Symbol für Treue, Vertrauen und Unendlichkeit) und Gold (ein Symbol der Heiligkeit, ein Zeugnis der göttlichen Macht).
- Und was hat diese „Suche“ mit deiner sakralen Kunst zu tun?
- In meinen sakralen Werken versuche ich, die Hauptidee des dargestellten Themas mit minimalen Mitteln und vereinfachten Formen zu vermitteln.
- Wie bist du auf diesen sehr schlichten Stil gekommen? Was ist ihre Essenz, ihr Konzept?
- Diese Einfachheit hat sich im Laufe der Zeit entwickelt. Ich versuche, meine eigene erkennbare „Sprache“ zu finden.
- Wer sind die Figuren, die du porträtierst?
-Das sind Märtyrer, ein gebeugter Einsiedler, der meditiert. Ich stelle mir einen Seraph vor, einen Mann und eine Frau, die um Körner kreisen. Ein Mann, der im Jordan badet und der Körper Christi...
- Was bedeutet das Diptychon mit einem Viereck und einer Dornenkrone?
- Es steht für das Leiden um des Heils willen.
- In der Ausstellung gibt es auch sakrale Themen. Welches dieser oder anderer Themen ist für dich am interessantesten und welches ist schwierig? Vielleicht gibt es auch welche, die du meidest (wenn möglich)?
- Im Moment ist das interessanteste die „Kreuzabnahme“ - ich suche immer noch nach einer Komposition, die ich auf der Tafel darstellen kann. Die „Klage“ und „Der Mensch und die Welt“ (die aber nicht heilig ist) sind schwierig, da man hier das Chaos um eine Person herum sehen kann.
- Du hast eine sehr interessante Interpretation der Kreuzigung. Beziehst du dich oft auf sie?
- Ja, das tue ich. Ich wende mich oft dem Thema Kreuzigung zu, so dass du viele verschiedene Kompositionen dieses für Christen wichtigen Themas sehen kannst.
Unter diesen Bildern gibt es Interpretationen, die einen Mann zeigen, der ein Kreuz trägt, als Symbol dafür, dass jeder Mensch sein eigenes Kreuz hat.
Es gibt auch eine Komposition mit drei blauen Kreuzen. In der Mitte hängt Christus herab, als würde er sich allmählich in eine andere Ikone verwandeln, den „Abstieg vom Kreuz“. Auf der linken Seite ist ein Kreuz ohne eine Person, nur rote Punkte sind umrissen, er war gerade noch da, aber er ist weg. Darunter befindet sich das Bild eines Totenkopfes. Rechts ist ein drittes Kreuz, unter dem Christus liegt, wie auf dem Grabtuch.
Bestimmte Symbole und Verwandlungen des Körpers werden auf andere Werke übertragen, die dadurch eine andere Bedeutung erhalten. Hier fällt ein Mann aus dem Nichts, und nur rote Punkte deuten auf das Kreuz hin. Es gibt viele andere Interpretationen einer ähnlichen Komposition, mit Symbolen, Farbe, Handlung, die nur an Spiegelungen, Skizzen auf Papier erinnern.
- Was inspiriert dich bei deiner Arbeit? Gibt es andere Künstler, deren Arbeit du bewunderst?
- Eine Ikone inspiriert mich - sie ist ein Werk, das von dem Ewigen erzählt. Auch die Arbeit meiner Künstlerkollegen und Ikonenmaler inspiriert mich und gibt mir Hoffnung.
Bei vielen der in der Ausstellung gezeigten Werke spürt man, dass der Künstler die Handlung nicht nur abbildet, sondern sie durch sich selbst hindurchgeht und in Symbolen vermittelt. Dies ist das Ergebnis einer besonderen Erfahrung, dem Wunsch, der alten Geschichte eine neue Bedeutung zu geben.
Mit seinen Werken versucht Danylo Movchan, die Aufmerksamkeit des Betrachters auf etwas Wichtiges, etwas Ewiges, etwas, das uns umgibt, zu lenken. Das Thema des Maidan wird in den Gesichtern von Serhiy Nigoyan wiedergegeben. Das Thema des Krieges erscheint in der Form eines unbekannten Soldaten. Das letztgenannte Werk ist tatsächlich sehr schmerzhaft, denn es zeigt einen Mann mit gekreuzigten Händen wie am Kreuz und ohne ein Bein.
Danylos Werke haben ihren eigenen unverwechselbaren Stil. Vor dem Eingang zur Ausstellung haben die Organisatoren die mit Tempera auf Holz gemalten Ikonen des Künstlers aufgestellt. Hier können wir alle Symbole und Suchen erkennen, die der Künstler auf dem Papier wiedergibt. Die Kompositionen sind wirklich extrem schlicht, beschränken sich auf einfache Formen und Farben, die Emotionalität wird durch Kontraste, Gesten und unerwartete Körperhaltungen unterstrichen.
Der Künstler spricht zu den Betrachtern in den Werken, die scheinbar unterbemalt sind und nur wenige Symbole enthalten. Wir verstehen, dass hier ein Kreuz sein sollte, dort eine Dornenkrone, Augen oder Wunden wie die von Christus. Wir suchen nach ihnen, aber wir finden sie nicht. Es sind sehr tiefe und emotionale Werke, denn sie lassen uns innehalten, nachdenken und an die ewige...
Mariana Maksymiv
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