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Medikamente bei von Depressionen betroffenen Menschen

 

Medikamente bei von Depressionen betroffenen Menschen

 

Bild aus Museum für feine Kunst in Tiflis (Fotografie Max Hartmann, zeigt mir gut das Gefühl während einer Depression)

 

Mir wurde über den Kontakt auf meiner Homepage die folgende Frage gestellt, die auch für andere interessant sein kann:

 

Sehr geehrter Herr Hartmann, welches Medikament haben Sie gegen die Depressionen genommen und sind Sie die Depressionen jetzt los? Ich danke Ihnen herzlich im voraus!

 

Hier meine Antwort

 

Du hast wohl mein neues Buch gelesen? 

 

Das mit den Medikamenten war bei mir eine lange Geschichte. Wir sprechen sehr unterschiedlich darauf an. Das Medi sollte ja eine Krücke sein, die uns die Kraft gibt, damit wir uns auch weiteren Therapien widmen können. Bei den meisten wirken die am häufigsten verwendeten Psychopharmaka nach etwas Geduld gut (es braucht 2-3 Wochen und die Dosis wird auf ein Optimum eingestellt).

 

Bei mir war das erste zu schwach, da es für leichtere bis mittlere depressive Episoden wirken kann. Leider fragte ich meine Ärztin erst spät, ob das Medikament gar nicht wirkt oder besser wirken könnte. Du musst mit dem Ärzten oft selbst darüber zu sprechen wagen. Das zweite wirkte sofort so, dass es mir übel wurde und gar nicht vertrug. Ich meldete mich sofort bei der Ärztzin und es wurde abgesetzt. Nach einigen Tagen kann ein anderes versucht werden. Das dritte wirkte einfach nicht und deshalb entschlossen wir uns für ein viertes, wovon mir wieder rasch übel wurde. Also wurde auch dieses abgesetzt. Nun meldete sich bei mir eine gewisse Verzweiflung, ob ich zu den Patienten gehöre, bei denen die üblichen Psychopharmaka nicht wirken und härtere Dinge einzusetzen sind. Die Ärztin meinte jedoch, es gäbe noch etwas anderes, was bei manchen ihrer Patienten gut wirke. Das fünfte Medikament war ein Erfolg und wurde mir wirklich zur Hilfe. 

 

Da ich später wieder einen Rückfall erlebte, gab sie mir dann zusätzlich zu wirkenden  Medikament (ein Venlafaxin, bei mir das Effexor), dessen Dosis nun wieder gesteigert wurde, noch ein Quietapin (Sequase), das ich gut vertrug und rasch wirkte. Länger verwendete ich beide, dann wurde Sequase langsam wieder abgesetzt und ich brauchte nur noch Effexor. Als es mir über eine längere Zeit (Monate) damit gut ging, wurde die Dosis erneut reduziert. Heute verwende ich es immer noch auf Rat der Ärztin, um mich vor Rückfällen zu schützen.

 

Ich hatte dann doch noch einmal einen ziemlich heftigen Rückfall, der durch drei grössere OPs verursacht wurde (Oberschenkelhalsbruch wegen unerkannter Osteoporose, die gut behandelt werden konnte und sich die Knochendichte auch wieder gut verstärkt hat; Prostata-OP wegen bösartigen Zellen, die bei einer Biopsie zum Vorschein kamen, ein Erbe meines Vaters, weshalb ich mich ab 50 regelmässig kontrollieren liess; die Stabilisierung des 5. Wirbels, der abgenutzt war und sich immer stärkere Schmerzen meldeten, bis schliesslich ein MRI gemacht wurde, das zeigte, dass der Wirbel bereits auf dem grossen Nerv lag, der in den rechten Fuss führt). Dieser Rückfall wurde als physisch verursacht bezeichnet. Ich musste einige Tage ins Kriseninterventionszentrum der Aargauer Psychiatrischen Klinik, was mir sehr Mühe machte, aber ich auf eine gute und vorbildliche Weise vielfältig behandelt wurde. Ich informierte den zuständigen Arzt, dass meine bisherige Ärztin mir sagte, ich solle ihn darauf hinweisen, dass Effexor verbunden mit Sequase bei mir rasch wirkt. Er wollte zunächst nicht darauf hören, als ich aber die erwarteten Fortschritte nicht machte, gab er mir eines und bereits nach zwei Stunden zeigte sich die Wirkung. So konnte ich bald entlassen werden und erholte mich zu Hause bald wieder.

 

Seit drei Jahren habe ich keine Rückfälle mehr erlebt. Ich weiss heute, was bei einem weiteren Rückfall wirken kann, was mich sehr beruhigt. Manchmal begleitet mich trotzdem eine gewisse die Angst und ich nehme zur Sicherheit Sequase in meine Ferien mit, was aber bisher nie nötig wurde. So bin ich heute sehr zufrieden. 

 

Vor Rückfällen von uns sind die meisten nie ganz geschützt, aber wir haben unsere Erfahrungen, auf die wir zurückgreifen können. Und wir sollten das, was wir in anderen Therapien gelernt haben, nicht vergessen: etwa Entspannungs- und Atemübungen, sich nicht zu vieles vornehmen, weiser mit unseren durch das Alter abnehmenden Kräfte umgehen, eine gute Spiritualität als Ressource pflegen, sich viel bewegen und Sport treiben, gute Musik anhören, Kunst verfolgen, seine Hobbies pflegen...

 

Danke für deine Frage. Wie geht es dir selber? Was ist wohl deine eigene Geschichte?

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