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Fake-News erkennen

Millionen von Klicks für «lokales» Pro-Putin-Portal 

 Bild: Aquarell von Danylo Movchan, Lwiw

 

Zur Kriegsführung gehörte schon immer verführende Propaganda als Rechtfertigung des Krieges. Dies geschieht heute auch heute, jahrelang vorbereitet in Russland. Zudem wurde Schritt für Schritt jede Opposition ausgeschaltet wurde, sogar Leute  umgebracht oder zu langen Haftstrafen verurteilt wurden, oder sie  konnten noch rechtzeitig ins Ausland flüchten. 

 

Seit Jahren wird auch der Westen bearbeitet. Es werden "alternative Nachrichten" angeboten mit dem Argument, dass unsere Medien einen Mainstream falscher oder einsichtiger Nachrichten verbreiten und damit die Wahrheit verschweigen. Dies ist so wirksam, dass manche bei uns behaupten, dass wir nicht mehr frei unsere Meinung äussern können und in einer Diktatur leben.

 

Im Laufe der letzten Jahre ist damit ein "alternatives" Netzwerk entstanden, geschickt eingefädelt und unterstützt durch die russische Propaganda, besonders im russischen Staatssender für das Ausland ( für uns "rt"  deutsch) und in "alternativen" Forum im Internet wie "uncut news". Vernetzt werden dabeialle, die mit gewissen Entwicklungen im Westen unzufrieden sind, so etwa die bei unseren Intellektuellen verbreitete "wokeness", der "Ehe für alle", Gender-Diskussionen, die Klimadiskussion, den Weg weg von Gas und Öl, den Corona-Massnahmen oder dem Einfluss grosser Konzerne wie Microsoft oder den Pharmazieunternehmen. Auch Donald Trumps Behauptung der "gestohlenen Wahl" wurde und wird unterstützt, und die Rede davon, dass die bisherige weisse Mehrheit in den USA zunehmend ausgeschaltet durch Bewegungen wie "Black life matters" diskriminiert und letztlich eliminiert wird. Für all die Unzufriedenen in  unserer Gesellschaft wird Putin und Russland als alternatives und überlegenes System propagiert. Feindbild Nr. 1 sind die USA und mit ihr verbunden die EU und NATO, die vor bereits die Tore Russlands gerückt sind und Russland letztlich überfallen werden.

 

Kein Wort in diesen Kanälen sind Berichte über die wahren Zustände in Russland zu finden, die Verletzung der Menschenrechte,  die zunehmende Verarmung grosser Teile ihrer Bevölkerung, das mafiöse System der Oligarchen, der Schliessung nicht staatskonformer Medien und der Organisation "Memorial" zur Aufarbeitung der Verbrechen des Kommunismus, die "Neuschreibung" der Geschichte Russlands wie einst in der Sowjetunion, die Unrecht-Justiz, die jeden ins Gefängnis bringen kann, der zu kritisieren wagt, der andauernden Propaganda in den Medien und die Hetze gegen den Westen, die militärischen Früherziehung der Kinder und der Jugendlichen und die immer engere Überwachung der Bevölkerung durch den Geheimdienst und die massive Spionagetätigkeit im Westen.

 

Die russische Propaganda findet andauernd Splitter im Auge des Westens ( die teilweise berechtigt sind), verweigert sich aber, den eigenen massiven Balken im eigenen Auge zu erkennen.

  

Kürzlich hat mir eine befreundete Person eine Nachricht betreffend des Krieges in der Ukraine zugeschoben, die sie für glaubhaft hält. Sie stammt vom Portal "uncut news". Unter dem Titel "Russische Soldaten machen bemerkenswerte Aussagen zum Krieg" wird zunächst (durchaus zutreffend) darauf hingewiesen, dass viele Russen Verwandte in der Ukraine haben und diese nichts gegen diese Leute haben. Es wird behauptet, dass die Meinungsfreiheit in der Ukraine unterdrückt sei (Tatsache ist, in der Ukraine darf keine Propaganda zur Unterstützung Russlands verbreitet werden, was in jedem Krieg im Blick auf den Feind der Fall ist). Dann wird berichtet:

  

"Ein anderer Soldat sagte dem Journalisten, dass die Vereinigten Staaten und ihre europäischen Vasallen diesen Zirkus veranstalten. 'Sie haben einen unstillbaren Appetit auf Kriege, Blut und Grausamkeit', sagte er. Die einfachen Ukrainer seien nicht schuld, betonte der Soldat. 'Die Ukrainer sind unsere Freunde und Verwandten. Sie sind vom Bösen korrumpiert worden. Wir werden sie vom Faschismus befreien.' Ein dritter Soldat sagte, die Ukrainer kämpften für das nazistische und faschistische Europa. 'Der Westen will Russland zerstören', sagte ein vierter Soldat. Er fügte hinzu, dass die ukrainischen Soldaten unter dem Einfluss des Westens stünden. Den Ukrainern werde von Kindheit an gesagt, dass Russland schlecht sei."

 

Unklar ist, wie diese Behauptungen zustande gekommen sind. Als Belege werden Videos mit Übersetzung, die diese Soldaten als Ukrainer erscheinen lassen. Sind sie es wirklich? Oder wurde von den eigenen Leuten etwas gespielt, was einer beliebten Taktik des KGB bzw. heute FSB entspricht? Oder sind die Aufnahmen unter Druck bei Kriegsgefangenen entstanden, denen mit Folter gedroht wurde?

  

Die zweite Behauptung ist, die ukrainische Regierung und ebenso ganz Europa unter der Herrschaft der USA wäre "faschistisch und nazistisch". Das heisst, der Westen will nicht nur allen seine Werte aufzwingen, sondern diese zu seinen Gunsten als überlegendes System ausbeuten. Tatsache ist, dass sich der Westen bemüht, Werte wie die Menschenrechte und eine globalisierte Wirtschaft auf eine faire Weise zu vereinbaren, wobei oft das Erste oft zu Gunsten des Zweiten geopfert wird, was in der westlichen Gesellschaft selbst durchaus kritisiert wird. Faschismus und Nazismus erinnert dagegen an Hitler und Mussolini, die aggressiv ihr Imperium verbreiten wollten und dabei die elementarsten Menschenrechte zerbrachen. Gerade der Gleichheitsgedanken im Westen betont aber, dass Völker nicht als minderwertig betrachtet, unterdrücket oder sogar vernichtet werden dürfen, was im Nazismus und Faschismus geschah. Der Westen würdigt Diversität und sieht in einer multikulturellen Gesellschaft nicht nur eine Gefahr, sondern auch, zugebenerweise nicht einfache Chance, die eine sorgfältige Integration erfordert .

  

Im russischen Narrativ bedeutet Nazismus und Faschismus in Wirklichkeit die Tatsache, dass die Ukraine wie schon oft in ihrer Geschichte ein eigenständiges Land sein will, das selbst über seinen Weg entscheidet und dem Westen angehören will. Dafür kämpft das Land in einem unerwartet heldenhaften Einsatz im Wissen, dass sie ohne Unterstützung des Westens diesenTraum vergessen kann. Die Ukraine hat eine lange Geschichte der Unterdrückung durch den Imperialismus Russland und der Sowjetunion hinter sich und will niemals mehr in diese Abhängigkeit geraten. Eine grosse Mehrheit erhofft sich damit ein besseres Leben als Teil Europas und des Westens, eine wirtschaftliche Entwicklung, ein solides Staatswesen und die Überwindung der Korruption in ihrem Land. Sie sind sich bewusst, dass ohne Fortschritte auf diesem Gebiet es keinen Anschluss an den Westen geben wird. Zudem entwickelte sich Russland mit dem Antritt der Herrschaft Putins nicht in eine freie Demokratie entwickelt, sondern zu einem autoritären System unter der Leitung einer kriminellen Bande, die den Reichtum des Landes beherrscht (und im Westen sichert), die freie Meinungsäusserung verhindert und den Alltag erneut völlig ideologisiert.

 

In der Ukraine gab es bis kurzem eine gute Beziehung zu russischen Verwandten und Bekannten und es wurde keineswegs gehetzt. Seit dem Krieg zerbrach dies alles. Mancher Ukrainer, der russischsprachig war, will nichts mehr mit dieser Sprache und Kultur zu tun haben. 

  

Was "uncut" als scheinbare Wahrheit beschreibt, ist nichts anderes als die Umkehrung der Wahrheit - der beliebteste Trick der russischen Propaganda. Lüge wird schamlos verbreitet. Was dabei dem Westen tatsächlich vorzuwerfen ist, ist seine Naivität, Putin sei ein intelligenter und ziviler Mensch, und Handel führe zu einem Wandel und gegenseitiger Annäherung. Wir liessen uns täuschen. Putin ist diabolisch intelligent, ein schlauer Fuchs - und alles andere als wirklich zivil. Er war und ist und bleibt zutiefst ein Mann des KGB - und damit eines Systems, dass im Laufe der Geschichte Millionen von Menschen umgebracht oder ins Gefängnis gebracht hat. Dem KGB sind alle Mittel recht - Täuschung, Lüge, Scheinprozesse, Überwachung, Liquidierung der "Feinde" mit der Ideologie eines eigenen Faschismus in Überlegenheit über alle anderen.



Zur weiteren Information (kann bei mir ausgeliehen werden):
- "Schwarzbuch Putin", erschienen am 26.01.2023, herausgegeben von: Galia Ackerman, Stéphane Courtois, Piper Verlag

-  Sylvia Sasse: Verkehrungen ins Gegenteil, Matthes & Seitz, Berlin



Millionen von Klicks für Winterthurer Pro Putin-Portal

 

Das Onlineportal Uncutnews.ch publiziert verschwörungstheoretische Artikel aus aller Welt. Es generiert mehr Traffic denn je. Lanciert hat es ein Winterthurer. Verschwörungstheoretische Inhalte bescheren dem Uncutnews.ch monatlich Millionen von Klicks. 


«Wird Ihr Land von einem Psychopathen geführt? Die Welt wird jetzt von einer Gruppe von Verschwörern kontrolliert.» Oder: «Was Ihnen die Medien über den Krieg in der Ukraine verschweigen.» Oder: «Arzt über Covid-Impfung: ‹Das ist vorsätzlicher Massenmord.›» Es sind schrille Schlagzeilen, die auf dem Alt-News-Portal www.uncutnews.ch platziert werden. Ton und Thesen sind gesetzt: Migeteilt werden antiwestliche, Corona-skeptische und prorussische Inhalte. Die verlinkten Quellen führen auf diverse dubiose private Blogs auf der ganzen Welt. Häufig auch auf rechtslibertäre News-Websites in den USA, die gegen die Eliten und den «linken Mainstream» anschreiben.


Gegründet wurde Uncut-News von Horst B. Mit dem "Moviehouse" hatte er an der Bollstrasse in Winterthur-Seen jahrelang eine Videothek betrieben, später einen Onlinevertrieb mit Abhollager.

 

3,6 Millionen Besuche pro Monat (Quelle: "TagesAnzeiger")

2018 hat diese Zeitung erstmals über Uncut-News berichtet. Seither ist viel passiert. Mit polarisierenden Themen wie der US-Präsidentschaft von Donald Trump, Covid-19 und nun dem Ukraine-Krieg ist auch Uncut-News gewachsen – und zwar deutlich: Die Anzahl Besuche («Visits») hat sich seit 2018 mehr als verfünffacht. Gemäss dem Web-Traffic-Monitoringdienst Similarweb waren es seit letztem Dezember zwischen 3,2 bis 3,6 Millionen Visits pro Monat.

 

Die Zahlen sind eher ungenau und variieren je nach Tracker. Dennoch zeigen sie die Relation: Blick.ch hatte laut Similarweb zuletzt knapp 39 Millionen, Watson.ch 8,4 und die «Aargauer Zeitung» 3,1 Millionen Visits pro Monat.

 

Anzahl Visits pro Monat auf uncutnews.ch

Tabelle mit 3 Spalten und 1 Zeilen. Derzeit werden die Zeilen 1 bis 1 .

Portal

2018

2022

uncutnews.ch

650'000

650'000

650'000

3'500'000

3'500'000

3'500'000

Tabelle: mst  Quelle: Similarweb  Daten herunterladen

uncutnews.ch auf Youtube und Telegram (Abonnenten)

Tabelle mit 3 Spalten und 2 Zeilen. Derzeit werden die Zeilen 1 bis 2 . Aufsteigend sortiert nach Spalte "2018"

Portal

2018 

2022

Telegram

keine Angaben

keine Angaben

83'600

83'600

83'600

Youtube

30'000

30'000

30'000

44'400

44'400

44'400

Tabelle: mst  Quelle: Similarweb  Daten herunterladen


Was sich seit 2018 nicht verändert hat: Mehr als die Hälfte der Besuche, die Uncut-News registriert, stammen aus Deutschland. Dort scheint das Portal bekannter zu sein als in der Schweiz. Bei den Bundestagswahlen 2021 hat das Center für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas) untersucht, welche Rolle Verschwörungstheorien während des Endspurts der letzten Bundestagswahlen gespielt haben. In einem Wahlkampf, der von «diffamierenden Kampagnen und Desinformation» geprägt gewesen sei, die oft von einem «verschwörungsideologischen und rechtsextremen Milieu» initiiert, genutzt oder weiterverbreitet worden seien. 

 

Der klar beliebteste Kanal, um solche Inhalte zu verbreiten, war der Messenger-Dienst Telegram: 209'000 verlinkte Artikel «alternativer Medien» zählte das Cemas in seiner Analyse. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Youtube (86'000) und Twitter (10'100). Der Befund: Von den zehn einflussreichsten Alt-News-Portalen in Deutschland wurde Uncut-News am häufigsten geteilt, insgesamt 15'572-mal. Mehr als der russische Staatssender Russia Today DE (12'670) oder die rechtspopulistische Epochtimes.de (10'779).


Journalist Till Eckert vom Investigativnetzwerk Correctiv wird in der Studie wie folgt zitiert: «Uncut-News fiel während der Corona-Pandemie vor allem durch irreführende Artikel zum Coronavirus auf.» Als Beispiel nennt Eckert die Todesfälle in einem Pflegeheim in Spanien, die das Portal mit der Impfung in Verbindung gebracht habe, obwohl nachweislich Covid-19 die Todesursache gewesen sei. «Uncut-News bediente damit ein Narrativ, das zu dieser Zeit besonders viralging.»

Auch zum Thema Ukraine-Krieg wird Uncut-News in Deutschland fleissig geteilt, wie Cemas für einschlägige Telegram-Kanäle ausgewertet hat: Platz 5 in der ersten Woche seit Kriegsbeginn, mit fast 2000 Links. 

 

Sozialwissenschaftler Marko Kovic ist Experte für Verschwörungstheorien. Er attestiert Uncut-News eine gewisse Professionalität, zumindest was die Aufmachung, die Frequenz und das Spektrum anbelangt. Der Uncut-News-Betreiber schreibt kaum je selber. Er kuratiert die Seite. Zwischen 20 und 30 Artikel und Essays laufen täglich auf die Seite. Sie stammen von anderen Portalen, wurden kopiert, neu produziert und auf die Uncut-News-Seite abgefüllt, kommen zwei Web-Entwickler übereinstimmend zum Schluss. Möglich sei, dass der Betreiber über einen Feed an gewisse Artikel komme. «Am schnellsten ginge es wohl, sich die Artikel auf einschlägigen Telegram-Kanälen zusammenzusuchen», meint etwa der Winterthurer IT-Unternehmer Christian Fehrlin.  

 

«Das ist Kremlpropaganda. Und zwar ziemlich fadengerade.»

Marko Kovic, Sozialwissenschaftler

 

Die Artikelauswahl, so Kovic, decke ein breites Spektrum an Blogs und Portalen ab. Vor allem auch englischsprachige Beiträge aus den USA, die gut übersetzt seien. Beiträge von einschlägigen Alt-News-Seiten wie Gateaway Pundit, Zero Hedge, aber auch vom ultrakonservativen US-Sender Fox-News und dessen Starmoderator Tucker Carlson. Dieser verbreitete unlängst die Theorie, dass die USA und die Ukraine gemeinsame Biowaffen-Labore betreiben würden. Neuster Dreh der «Bio-Lab»-These, den auch Uncut-News bemüht: Hunter Biden, der Sohn des demokratischen US-Präsidenten, soll die Labore finanziert haben.

Fake-News erkennen, aber wie?

Um Verschwörungstheorien oder Falschmeldungen zu erkennen, helfen folgende Kontrollen:

 

1) Titel und Narrativ hinterfragen: Ist er reisserisch, schockierend und letztlich unwahrscheinlich? Falschmeldungen versuchen zu emotionalisieren. Oft wird strikt zwischen «Gut und Böse» getrennt, zwischen «Opfer und Täter». Um Behauptungen als faktenbasiert darzustellen, wird oft auf das Motiv einer Person oder Gruppe (die Profiteure) fokussiert. Es werden Zusammenhänge konstruiert, es wird die absolute Wahrheit verkündet und zum Handeln aufgerufen.

 

2) Quelle prüfen: Wer ist der Autor des Artikels? Sind die zitierten Experten seriös, echte Kapazitäten auf ihrem Gebiet und arbeiten für eine renommierte Einrichtung? Oder täuschen sie Seriosität vor, etwa mit einem Doktortitel?

 

3) Fakten-Check: Haben andere, vertrauenswürdige Nachrichtenportale diese Meldung auch veröffentlicht?

Wer auf Social Media eine Falschnachricht entdeckt, sollte dies dem Betreiber melden.

 

Weitere Portale mit Tipps zum Umgang mit Verschwörungstheorien und Falschmeldungen:

- Amadeu-Antonio-Stiftung: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/

- Dergoldenealuhut.de: https://dergoldenealuhut.de/

- Correctiv.org: https://correctiv.org/


Im aktuellen sicherheitspolitischen Bericht zählt der Bundesrat «Beeinflussungsaktivitäten und Desinformation» zu einer von zehn potenziellen Bedrohungen für die Schweiz. Dabei bezieht er sich vor allem auf staatlich gelenkte Kampagnen, Aktionen und manipulierte Informationen, die sich gegen die «offene und demokratische Gesellschaft» richten. Als Akteure explizit erwähnt werden die Länder China und Russland. In der EU wurden der staatliche russische TV-Sender Russia Today und Sputnik Anfang März wegen der Verbreitung von Kriegspropaganda verboten. Tipps, wie man Desinformation im Netz erkennt, geben Portale wie CH.ch, Avaaz.org oder Klicksafe.de.

 
Uncut-News verbreite laut Kovic die klassischen Verschwörungsnarrative: Covid-19 ist eine Erfindung der Eliten und Pharmakonzerne, die Impfung dagegen tödlich, die Massenmedien lügen, im Ukraine-Krieg geht die Aggression vom Westen aus. Präsident Putin – der kluge und entschlossene Stratege – reagiert nun darauf. «Das ist Kremlpropaganda, und zwar ziemlich fadengerade», meint Kovic. Uncut-News fische am rechten Rand. Zu diesem Schluss kam bereits schon Kommunikationswissenschaftlerin Edda Humprecht, die an der Universität Zürich zu Fake-News-Trends forscht.

Auf Telegram hat Uncut-News über 84'000 Mitglieder. Der Ton der Diskussion in diesem Forum sei vergleichsweise gemässigt, meint Kovic. Sein Fazit zu Uncut-News: Bemerkenswert sei vor allem, dass es Texte und Theorien aus dem angelsächsischen Raum übersetze und so in der deutschsprachigen Community bekannter mache. «Und das mit relativ wenig Aufwand.»


Nach Thailand ausgewandert?

Auf Anfragen per Mail reagierte Horst B. nicht mehr. Seit zehn Jahren ist neben dem 59-Jährigen im Handelsregister auch eine W. Speich bei der Movie-House GmbH eingetragen. Das war bis 2010 auch drei Jahre lang B.s Sohn. Dieser sagt am Telefon, sein Vater sei inzwischen nach Thailand ausgewandert und der Kontakt zu ihm sei praktisch abgebrochen.

 

Eine Bande in die Schweiz und nach Winterthur besteht aber nach wie vor. Der Status der Firma ist nach wie vor «aktiv», Sitz ist die Bollstrasse 4 in Winterthur. Gehostet wird die Website von der Firma Hostpoint aus Rapperswil-Jona. Und auf Uncutnews.ch – wo ein echtes Impressum fehlt – wird um Spenden gebeten, und dabei auf ein Konto bei der Zürcher Kantonalbank verwiesen.

 

Till Hirsekorn ist Lokalredaktor beim Landboten. Schwerpunktmässig berichtet er zu den Themen Bau, Verkehr, Gesundheit und Politik. Er hat an der Universität Zürich Allgemeine Geschichte, Politikwissenschaften und Europarecht studiert. 

(Artikel bezahlt; erschienen am 31.03.2022)

 

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