Kultur der Dankbarkeit
Heute ist WHO-Tag der Psychischen Gesundheit. Viel dazu bei trägt die Pflege der Dankbarkeit. Der folgende Text macht bewusst, was wir haben. Es tut gut, ihn öfters zu meditieren.
Die Foto stammt von Thomas Kreis und zeigt einen Storch, der über dem Kirchturm in Brittnau segelt.
Wie viel wir zu danken haben
Wir haben eine funktionierende Abfallentsorgung, türmen sich keine stinkenden Abfallhaufen vor der Haustüre. Wir haben ein gutes Abwassersystem, wir müssen nicht auf miefende Plumpsklos. Wir haben eine Heizung.
Wir können sogar warm duschen. Wir können einfach den Wasserhahn aufdrehen und müssen nicht zehn Minuten oder gar zwei Stunden zum nächsten Brunnen laufen. Wir können das Wasser direkt aus der Leitung trinken, und es schmeckt nicht nach Chlor. Wir haben Strom. Unsere Häuser stürzen nicht ein. In modernen Häusern hört man sogar die Nachbarn kaum mehr.
Wenn wir krank sind, können wir zum Arzt gehen. Bei Zahnweh gibt's den Zahnarzt, der sich um uns bemüht. Es gibt genügend Medikamente, die wir kaufen können. Die Ärzte hier können unglaublich viele Schäden wieder reparieren, bei denen man in anderen Ländern lebenslang behindert wäre. Und wenn jemand doch stark behindert ist, bekommt er Geld, um seinen Lebensunterhalt und seine PAegekosten zu zahlen. Wie haben Versicherungen, die in den meisten Fällen einspringen, sodass wir wegen ei- ner Krankheit nicht ins Armenhaus müssen. Wer alt wird, wird nicht auf die Strasse gesetzt und verhungert, sondern kommt in ein Altersheim, und notfalls zahlt alles der Staat.
Wir haben ein gutes Rechtssystem. Wer recht hat, kriegt in der Regel auch recht, und wer ein Unrecht begangen hat, bekommt eine Strafe. Es herrscht nicht Willkür. Der Staat schützt seine Bevölkerung. Wir haben Meinungsfreiheit.
Wir haben das Stimmrecht. Wer will, kann bei der Politik mitreden. Es wird versucht, dass die Abläufe nicht auf Korruption basieren.
Die Schule für Kinder ist gratis, es geht nicht der halbe Lohn der Eltern drauf fürs Schulgeld, sodass nichts mehr bleibt fürs Essen. Wir haben einigermassen eine Chancengleichheit. Es wird die Leistung bewertet, der Status wird nicht einfach vererbt. Fleiss ist erfolgsversprechend.
Wir haben Gesetze, die uns bei der Arbeit schützen. Mehr als zwölf Stunden Arbeit pro Tag darf uns nicht befohlen werden. Pausen sind vorgeschrieben. Es gibt Gewerkschaften. Wir haben am Abend noch Münzen im Portemonnaie und können vielleicht sogar etwas ansparen oder in die Ferien fahren.
Wir haben ein Verkehrssystem, das sehr gut ausgebaut ist.
Und wir haben einen Staat, der so viel Kapazität hat, dass er sich um Details wie die Einhaltung der Verkehrsregeln kümmern kann. Unsere Verkehrsregeln sorgen dafür, dass wenige schlimme Unfälle gibt. Unser Volk hat sogar Geld übrig, um zur Natur Sorge zu tragen. Es gibt Renaturierungen und Öko-Strom. Es gibt Tierschutz. Wir leben weder in der Arktis noch in der Wüste, sondern in einem schönen, grünen und fruchtbaren Land. Wir haben keine verseuchten Gebiete.
Wir sind in den letzten Jahrzehnten von Krieg verschont geblieben. Es gab keinen Krieg, der so viel von dem, mühsam aufgebaut hat, zerstört, so viel Schmerz bringt und so viele Menschen mit körperlichen und vor allem psychischen Schäden zurücklässt.
Wir dürfen unseren Glauben frei leben. Wir dürfen uns versammeln, Bücher schreiben und lesen zu christlichen Themen und davon erzählen. Wir haben freien Zugang zum Bibellesen. Wir erhalten keine Nachteile im Arbeitsleben oder der Politik, weil wir zum christlichen Glauben halten wollen.
Wir haben einen Gott, der seinen Sohn in diese leidensvolle Welt gesendet hat, um uns freizukaufen. Jesus ist für uns gestorben und auferstanden, sodass für uns der Weg zu Gott frei ist.
Das war nun eine lange Aufzählung. Natürlich sieht nicht alles so rosig aus. Bei manchem gutgemeinten Gesetz geht der Schuss nach hinten los. Irgendwelche Menschen fallen immer durch die sozialen Netze. Vieles an unserem Gesellschaftssystem führt dazu, dass die Menschen immer mehr vereinsamen. Vieles flüstert dem Menschen ein, dass er alles allein kann und es Gott nicht gibt. Das weiss ich alles, aber darum geht es mir nicht. Ich will hier das Gute sehen. Und für dieses Gute möchte ich dankbar sein.
Selbst negative Dinge kann man jeweils auf verschiedene Arten sehen. Dankbarkeit für Fortgeschrittene kann folgendermassen aussehen (übernommen von einem Zettel, der in einem Altersheim an einer Tür klebte): Ich bin dank- bar für die Unordnung, die ich nach einer Feier beseitigen muss, weil das bedeutet, dass ich von Freunden umgeben gewesen bin. Ich bin dankbar für die hohen Steuern, die ich bezahlen muss, weil das bedeutet, dass ich nicht arbeits- los bin. Ich bin dankbar für den Rasen, der gemäht werden muss, für die Fenster, die geputzt werden müssen und für die Dachrinne, die repariert werden muss, weil das bedeutet, dass ich ein Zuhause habe. Ich bin dankbar für die Klagen, die ich über unsere Regierung höre, weil das bedeutet, dass wir ein Recht auf freie Meinungsäusserung haben. Ich bin dankbar für den Stapel Wäsche, die ich waschen und bügeln muss, weil das bedeutet, dass ich meine Lieben bei mir habe. Ich bin dankbar für den Wecker, der am frühen Morgen klingelt, weil das bedeutet, dass ich am Leben bin und eine Aufgabe habe»
Quelle: Stefanie Thomas, Theologin, in: Beat Moser, Von Bomben und Badehosen, arteMedia
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Maria (Sonntag, 10 Oktober 2021 09:03)
Danke max,dini astupfer sin sehr wertvoll ond stärked.
Wünsche ou dir viel stärchi för de alltag ond bis gsägnet. Liebi gedanke,maria